Anlegen mit kühlem Kopf

14.06.2020

Nicht in Panik verfallen und regelmäßig investieren: Das ist für Privatanleger das beste Rezept in schwierigen Börsenphasen, zeigt eine Analyse der größten Kurseinbrüche der vergangenen hundert Jahre.

Die Corona-Krise sorgt weltweit für gedämpfte Stimmung. Auch an den Finanzmärkten sind viele Anleger verunsichert. Aber nur Mut: Gerade in Krisenzeiten zahlt es sich aus, an seiner Anlagestrategie festzuhalten. Das zeigt ein Blick zurück: Schon in der Finanzkrise 2008/2009 wurde zunächst viel Geld verloren, als die Aktienkurse immer weiter fielen. Doch knapp drei Jahre später war das Tief überstanden. Viele Investoren haben in der danach einsetzenden elfjährigen Hausse bedauert, nicht gekauft zu haben, als die Börsenkurse noch weit unten waren.

Kein Einzelfall: Von den schlimmsten Kurseinbrüchen im vergangenen Jahrhundert haben sich die Aktienmärkte in der Regel nach wenigen Jahren erholt. Einzig nach dem Crash im Jahr 1929, als die Weltwirtschaftskrise begann, dauerte es 24 Jahre, bis die Märkte wieder alte Höchststände erreicht hatten. Allerdings gab es in dieser Zeit auch einen Weltkrieg.

Trotz Unsicherheiten regelmäßig investieren

Während die Kurse fallen, kennt jedoch niemand den optimalen Einstiegszeitpunkt. Jederzeit kann es noch weiter nach unten gehen. Trotz dieser Unsicherheiten lohnt es sich in solchen Phasen für Investoren, größere Summen aufzuteilen und regelmäßig und in kleinen Tranchen in den Aktienmarkt zu investieren. Konsequenz zahlt sich aus, auch wenn die Bilanz eine Zeitlang tiefrot aussehen sollte. So war ein Crash, das zeigen vergangene Krisen deutlich, bisher immer ein guter Zeitpunkt für den Start eines Sparplans auf Aktieninvestments. Denn wer regelmäßig den gleichen Betrag investiert, erwirbt bei niedrigen Kursen automatisch mehr Wertpapieranteile als in guten Börsenzeiten.

Wie sehr sich solche Aktien-Sparpläne in vermeintlich schlechten Zeiten lohnten, zeigt eine Analyse der wichtigsten Kurseinbrüche in den vergangenen 100 Jahren. Beispielhaft nahmen wir jeweils an, dass Anleger die erste Rate für einen monatlichen Sparplan von hundert Euro oder 100 US-Dollar am Tag des letzten Börsenhochs vor einem Kursrutsch überwiesen - also zu dem schlechtesten Einstiegszeitpunkt für Einmalinvestments, wenn ein Crash folgt. Dann investieren Aktiensparer konsequent weiter bis die früheren Höchststände der Börsen wieder erreicht sind. Alle Berechnungen gehen dabei nicht von konkreten Anlageprodukten aus, und berücksichtigen weder Kosten, Inflation oder Steuern. Schließlich standen etwa beim Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 Anlagemöglichkeiten, die Aktienindizes abbilden, noch gar nicht zur Verfügung.

40 Prozent Verlust in der großen Finanzkrise

Mit Berichten über Banker, die mit gepackten Kartons das glitzernde Hochhaus der US-Großbank Lehman Brothers in New York verlassen mussten, begann im September 2008 die Berichterstattung über die Weltfinanzkrise. Dabei war das bereits ihr Höhepunkt. Unterm Strich wurde 2008 nach einem letzten Hoch im Mai zum bisher schlechtesten Aktienjahr seit den 1930er Jahren. Der MSCI Weltaktienindex verlor fast 40 Prozent.

Was war passiert? Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte nach dem Platzen der Technologieblase die Zinsen massiv gesenkt. Das sorgte für einen Boom auf dem Immobilienmarkt. Als die Fed dann 2004 begann, die Zinsen schrittweise wieder anzuheben, gerieten erste Kreditnehmer in Schwierigkeiten. Sie konnten aber ihre Objekte meist noch gut verkaufen, da die Hauspreise gestiegen waren. Doch ab 2006 fielen immer mehr Schuldner aus und diese Rechnung ging nicht mehr auf. Die größten Immobilien-Finanzierer der USA, Fannie Mae und Freddy Mac, mussten daher im Juli 2008 vom Staat gerettet werden. Sie hatten die Kredite aber nicht mit Eigenkapital besichert in den Büchern stehen, sondern Forderungen an Kunden mit geringer Bonität (Subprime Mortgages) mit denen besserer Schuldner gebündelt und weltweit vor allem an Banken weiterverkauft. Die Papiere verloren rasant an Wert. Immer mehr Geldhäuser gerieten ins Strudeln.

... doch Sparplananleger holten Verluste relativ schnell auf

Für Anleger, die auf weltweite Aktien gesetzt hatten, entpuppte sich das letzte Hoch am 19. Mai 2008 als besonders schwieriger Einstiegszeitpunkt. Euro-Anleger, die damals in den Aktienindex MSCI World (in Euro) investiert hatten, mussten 31,5 Monate investiert bleiben, um Verluste wieder auszugleichen. Wer hingegen zu diesem Datum die erste Rate für einen Sparplan auf den globalen Aktienindex MSCI World überwiesen hätte und bis zum Wiedererreichen der alten Niveaus konsequent weiter investierte, konnte in der Ab- und folgenden Aufwärtsphase attraktive Erträge erzielen (siehe Grafik 2). Sie waren daher viel früher wieder in der Gewinnzone als Investoren, die am 19. Mai 2008 einmalig mit einer größeren Summe eingestiegen waren.

Unser Fazit für Privatanleger

Für Sparplananleger hat es sich in der Finanzkrise ausgezahlt, konsequent an ihren regelmäßigen Zahlungen festzuhalten, auch wenn sie damit bis Juli 2009 im Minus lagen. Wer in Aktien investiert, braucht grundsätzlich Zeit, mindestens fünf, besser zehn oder zwanzig Jahre. Eine kurzfristige Anlage in Aktien ist Spekulation, also eine Wette, die wenig mit einem soliden Vermögensaufbau zu tun hat.

Zur Person:
Elmar Peters ist Co-Leiter des Multi-Asset-Teams der Flossbach von Storch AG.


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Binder Manfred, MLS

allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger

Quelle: Flossbach von Storch

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